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stoetzer - ausstellung

Gabriele Stötzer: "und, frauen miteinander" (1982 / 1983) in der Ausstellung . Foto: Andreas Süß

Gabriele Stötzer (DDR, Deutschland *1953)

Als Reaktion auf ein Klima der politischen Erstarrung und intellektuellen Ohnmacht beginnt sich Ende der 1970er Jahre in der DDR eine andere Kulturszene zu bilden, die den tradierten Kunstkanon mit Ausstellungen in Privatwohnungen, einer unabhängige Musikszene und Super 8-Filmvorführungen sprengt.

Gabriele Stötzer (Kachold) gehört in Erfurt zu den widerständigen und radikal eigene Freiräume erprobenden Künstlerinnen. Wegen ihrer Unterschrift gegen die Biermann-Ausbürgerung 1977 sitzt sie ein Jahr im Gefängnis, danach leitet sie bis zu deren Verbot 1981 die privat geführte Galerie im Flur. Sie beginnt um 1980 multimedial und genreübergreifend zu arbeiten: Malen, Fotografieren, Filmen, Mode, Fotobücher und vor allem Schreiben. Kontakte verbinden sie mit der Prenzlauer-Berg-Szene in Berlin und der Super-8-Filmszene in Dresden. Konsequent und radikal verfolgt sie eine eigene Bildsprache, die gegen das offizielle Frauenbild der DDR aufbegehrt und die patriarchale Festschreibung von Weiblichkeit künstlerisch unterläuft. Auf der Suche nach Utopieentwürfen von Frauen (in der DDR) handelt sie sich – streitbar und direkt – Ordnungsstrafverfahren, aber auch die vehemente Ablehnung der eigenen Künstlerkollegen ein. 1984 entsteht auf ihr Betreiben eine der wenigen künstlerisch arbeitenden Frauengruppen der DDR, Exterra XX, die sich mit gemeinsamen Filmen und Modeobjektshows Nischen zur Eroberung des öffentlichen Raums erkämpfen, um Alltag und Kunst sinnlich zusammenzuführen. Exterra XX trat zwischen 1983 und 1989 in unterschiedlichen Besetzungen in Erscheinung.

Die Fotoserien, ursprünglich ein Fotobuch "und, frauen miteinander", das und in der Ausstellung erstmals öffentlich präsentiert wird, entstanden 1982/83 und zeigen in archaischer Bildsprache mit großer emotionaler Tiefe, mit Humor und selbstbewusster Kraft den weiblichen Aufbruch in ästhetisches Neuland.

Gabriele Stötzer gehörte zur experimentellen Super-8-Filmszene der 1980er Jahre in der DDR und arbeitete vorrangig mit Künstlerinnen aus ihrem persönlichen Umfeld, um mittels archaischer Bildstrukturen zu neuen Entwürfen von Weiblichkeit zu gelangen. Ihre Kameraführung zeichnete sich durch bildliche Dichte aus, rückte förmlich auf den Leib, es vollzog sich ein beinahe taktiler Blick, oftmals bezog sie ihren eigenen entblößten Körper ein. Das Sprengen von Tabus und Hierarchien setzte sie ein, um den staatlich sanktionierten und offiziell erlaubten (Frauen)Bildern Gegenentwürfe zu bieten.

Im Super-8 Film "Frauenträume" (1986) traten Monika Andres, Gabriele Göbel, Monique Förster, Ingrid Plöttner, Elke Carl, Verena Kyselka und Sylvia Richter als Darstellerinnen auf. Schaukelstuhlidee: Ina Heyer. Kamera & Schnitt: Gabriele Stötzer (Kachold).

In ihrem Super-8-Film "Trisal" (1986) verarbeitet Gabriele Stötzer jene griechische Legende, die dem Widder seine Rolle am Firmament verschaffte. Das Tier rettete einst zwei Königskinder und wurde zum Lohn geschlachtet. Sein Fell wandelte sich in das Goldene Vlies, sein Körper wurde zum Sternbild. Opferbereitschaft, Tod und Wiedergeburt sind die Themen dieses narrativen Kurzfilms, der dezidiert mit weiblichen Protagonistinnen arbeitet. Darstellerinnen waren ebenfalls Monika Andres und Verena Kyselka.

stoetzer - frauentraeume

Gabriele Stötzer: "Tisal" (1986). image copyright Gabriele Stötzer, VG Bild-Kunst, Bonn

 

In der Ausstellung:

"Abwicklung", 1982.
"Auslöschung eines Blickes", 1983.
"Das Kleid, "Der Schwanz, "Das Loch, "Das Ei, "Körperlinien, "Verschmelzung, "Berg von hinten, Berg von vorn, "Leporello, "Der Rauch, "Fingerspiele, "Synthese, "Die Scheibe. Aus dem Fotobuch "und, frauen miteinander", 1982 / 83.


Im Videoarchiv:

"Frauenträume", 1986, 27:00min
"Trisal", 1986, 21:00min