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Tanja Ostojić: "Clothes, after Juniper Perlis’s "Clothes 1" and my mother ..." (2009), Performance. Video: Anne Quirynen

Tanja Ostojić (Serbien, Deutschland *1972)

Tanja Ostojić ist eine interdisziplinär arbeitende, derzeit in Berlin lebende Künstlerin aus Belgrad. Mit ihren provokanten Arbeiten befasst sie sich vornehmlich mit der Rolle von Frauen in den kulturellen und politischen Machtgefügen unserer Zeit. Als künstlerische Strategien verwendet sie Persiflage, Provokation und Ironie, um Mechanismen des Ausschlusses in der europäischen Immigrationspolitik und in den Hierarchien der westlichen Kunstwelt bloß zu stellen.

Tanja Ostojić: "Strategies of Success / Curators series" (2001-2003) in the exhibition.
Foto: Andreas Süß

Von 2001 bis 2003 realisiert Tanja Ostojić in Form von Performances, Installationen, Fotografien und einem Tagebuch die Serie "Strategies of Success / Curator Series". In "I’ll Be Your Angel" (2001) weicht sie dem Kurator Harald Szeemann während der Eröffnung der 49. Biennale von Venedig nicht von der Seite. Ihren Ausstellungsbeitrag „Black Square on White“ (2001), der die Rasur ihrer Schamhaare in Form eines Quadrates zeigt, „präsentiert“ sie verdeckt. In weiteren öffentlichen Aktionen nimmt Tanja Ostojić mit dem italienischen Kurator Bartolomeo Pietromarchi und dem Kritiker Ludovico Pratesi im Palazzo delle Esposizioni in Rom ein Schaumbad als krönenden Abschluss des gemeinsamen Gala-Dinners, oder sie wäscht dem Belgrader Kurator Stevan Vuković in "Sofa for Curator" (2002) die Füße. Die nicht öffentliche Performance mit dem albanischen Kurator Edi Muka, "Vacation with Curator" (2003) wird nur durch Fotografien der von ihr beauftragten Paparazzi übermittelt. Für "Politics of queer curatorial positions: After Rosa von Praunheim, Fassbinder and Bridge Markland" (2003) stellt die Künstlerin mit der slowenischen Kuratorin und Theoretikerin Marina Gržinić eine ikonografische Szene mit Gabrielle d’Estrées, der Mätresse Heinrichs IV., und einer ihrer Schwestern nach.

 

Clothes, after Juniper Perlis’s »Clothes 1« and my mother ...
Performance von Tanja Ostojić

In einer komplexen und analytischen Re-Enactment nähert sich Tanja Ostojić der Arbeit Clothes 1 (2003) der Performancekünstlerin Juniper Perlis (*1974) aus Boston. In Clothes 1 brachte Perlis alle Kleidungsstücke aus ihrem Besitz an den Ort der Performance und mühte sich dann, alle auf einmal anzuziehen, beginnend mit denen, die sie nie trug bis hin zu ihren Lieblingskleidern. In ihren Recherchen fand Ostojić heraus, dass Perlis’ Familie während ihrer Kindheit obdachlos gewesen war und dass sich in dieser Zeit ein Bewusstsein über die Schwere und Bedeutung (weight) ihrer Kleidung entwickelt hat. Perlis’ Clothes 1–4 inspirierte Ostojić, sich über verschiedene Aspekte von Kleidung Gedanken zu machen, wie z.B. Konsum, Anhäufung, Identität und Obdachlosigkeit. Mit ihrem Re-Enactment erzählt Ostojić auch eine persönliche Geschichte über die Kleidung ihrer Mutter in der Phase des Übergangs im ehemaligen Jugoslawien.

Tanja Ostojić: "Clothes, after Juniper Perlis’s "Clothes 1" and my mother ..." (2009), Performance, Foto: Jan Stradtmann